Bad Münstereifel,

3, 2, 1, 0 ... Sprengung

Die Flutwelle der Erft hat mit ihrer Kraft für weitreichende Schäden gesorgt. Im Bad Münstereifeler Ortsteil Kirspenich ist durch das Hochwasser eine Eisenbahnbrücke völlig zerstört worden. Da sie den Flusslauf blockierte und durch eine Anstauung von Treibgut die Wassermassen das Ufer weiter auswuschen, war die örtliche Kläranlage in Gefahr. Das THW sprengte die Brückenreste und stabilisierte so den Hang. Aus Ratingen waren acht ehrenamtliche Einsatzkräfte beginnend mit den Vorbereitungen von Freitag bis zur Sprengung am Sonntag an diesem Einsatz beteiligt.
Foto: THW

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„Es ist einfach unfassbar, welche Kräfte auf diese Schienen eingewirkt haben müssen.“ Die ersten Eindrücke beim Anblick der Eisenbahnbrücke und des Bahndamms hinter der Kläranlage in Kirspenich sprechen Bände. Die Brücke lässt sich noch erahnen, aber für den neuen Flusslauf der Erft wäre sie nun wohl deutlich zu kurz. Die Wassermassen haben große Teile des Bahndamms abgetragen, die Schienen hängen frei über dem Flusslauf und gleichen eher einer kurvigen Achterbahn. Selbst viele Meter vom neuen Ufer entfernt kann man auf der Trasse erkennen, dass die Gleise aus ihrem Schotterbett gehoben wurden. Und das bei geschätzten 40 Tonnen Gewicht, die in der Luft hängen.

Doch zusätzlich gefährdete diese Brücke auch die nebenstehende Kläranlage. Die Brücke samt Gleisen hatte bereits dafür gesorgt, dass sich Treibgut davor setzte und die Erft weiter anstaute. Die Folge dieser sogenannten Verklausung war eine Ausspülung des dortigen Uferbereiches. Es wurde bereits so viel Erdreich durch das Wasser abgetragen, dass sich der Fluss den ersten Bauwerken des Klärwerks um einige Meter genähert hatte. Eine weitere Unterspülung an dieser Stelle wäre bei neuem Regen sehr wahrscheinlich und somit hätte ein Abrutschen eines Klärwerk-Gebäudes gedroht. Die Brücke musste also aus der Erft entfernt werden.

Die Kräfte des Wassers hatten allerdings dafür gesorgt, dass der gesamte Schienenstrang unter großer Spannung stand. Eine Abtrennung mittels Schneidwerkzeug war unmöglich, da die Einsatzkräfte einer extremen Gefährdung ausgesetzt worden wären. Die einzige Alternative war die Sprengung der Schienen. Spezialkräfte der Ratinger und Stolberger Fachgruppen Sprengen und die Aufsichtsperson Sprengen des Landesverbandes führten bereits am Freitag erste Erkundungen durch, um die Möglichkeiten vor Ort abzuklären. Der verantwortliche Sprengberechtigte entschied sich für eine Sprengung mit Schneidladung, um die Gleise gezielt zu durchtrennen. Die Einsatzkräfte der Düsseldorfer Fachgruppe Sprengen kümmerten sich währenddessen um den Sprengstoff-Transport.

Am Samstag begannen Helferinnen und Helfer aus mehreren Ortsverbänden mit den Vorbereitungen. Vor zwei Tanks auf dem Gelände des Klärwerks stapelten sie Strohballen zu Schutzwänden auf, errichteten einen Schwimmsteg und bauten einen Holzrahmen am Fuße der Abbruchkante des Ufers, um dieses wieder aufzuschütten und zu befestigen. Verbaut wurden hier 280 Kubikmeter Schotter und rund 2.000 Sandsäcke. Für die Sprengarbeiten am Sonntag mussten die Ortsteile Kirspenich, Kreuzweingarten und Teile von Arloff evakuiert werden. Rund 2.000 Menschen durften ab 9 Uhr morgens ihren Wohnort nicht mehr betreten.

Gegen 12 Uhr erfolgte an der Kläranlage das erste Signal für die Sprengung: „Sprengstelle an alle. Countdown: 3, 2, 1, 0“ und die ersten beiden Detonationen waren zu hören. Die Schiene war jedoch nicht an allen sechs Stellen erfolgreich getrennt, so dass eine zweite Sprengung notwendig wurde. Der zweite Knall der Nachsprengarbeiten folgte gegen 16 Uhr. Nun konnte mit drei kurzen Tönen das Signal für Entwarnung gegeben werden. Die Brücke war niedergelegt.

Mit Unterstützung der Bundeswehr durch Spezialgerät und Manpower wurde das Flussbett von den Gleis- und Brückenteilen befreit. Insgesamt waren 19 verschiedene Ortsverbände des THW beteiligt, außerdem Polizei, Ordnungsamt, Feuerwehr, mehrere Hilfsorganisationen, die Stadt Bad Münstereifel und die Deutsche Bahn AG.


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